110 Fahrzeuge bei Autokorso

Protest gegen den schlechten Zustand der L1 Medelby-Osterby

23.05.2021 – Text und Bilder: Sebastian Goecke

Medelby/Osterby
„Uns platzt der Reifen und der Kragen“, der Satz auf einer der vielen Demonstrationsplakate, die neben der L1 zwischen den Orten Medelby und Osterby hängt, gibt die Stimmung der Anwohner wieder, wenn sie auf den Landstraßenabschnitt zwischen den beiden Orten Medelby und Osterby angesprochen werden.

Am vergangenen Samstag war es so weit, mit einem Autokorso, an dem rund 110 Fahrzeuge teilnahmen, demonstrierten die Bürger der beiden Ortschaften Medelby und Osterby gegen den schlechten Zustand der Landestraße L1. Sie fordern die Sanierung der Landstraße. Mit Blaulicht leitete das Feuerwehrfahrzeug von Osterby die Kolone an. „Im Ernstfall verlieren wir hier wertvolle Minuten!“, so der Wehrfürer aus Osterby Sören Timm. „Aufgrund der kaputten Straße gerät das Feuerwehrfahrzeug in Schieflage und nur geübte Fahrer können das Aufschaukeln bei geringen Tempo verhindern“ erklärt der Wehrführer. Für den Löschzug Nord des Amtes Schafflund, in dem vier Feuerwehren im Ernstfall gemeinsam zum Einsatz müssen, ist die Landesstraße L1 ein wichtiges Verbindungselement.

Probleme, die den Bürgermeistern der Orte Medelby und Osterby bekannt sind. Günther Petersen, Bürgermeister von Medelby, hat sein Amt bereits seit 2003 inne. „Das Thema L1 zwischen den beiden Orten beschäftigt uns schon deutlich über zehn Jahre und immer werden wir nur vertröstet, Handlungen bleiben aus“, verdeutlicht der Bürgermeister.

Demonstration gegen schlechten Zustand der L1 – Verlinkung zu YouTube

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Untätig waren die beiden Gemeinden in der Tat nicht. In zahlreichen Anläufen versuchten sie das Verkehrsministerium des Landes zu überzeugen und eine Sanierung der Straße herbeizuführen. Unterstützung erhielten sie unter anderem auch von Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen, die sich ebenso dem Autokorso am Samstag anschloss. Sie erinnert sich an die Jahre 2012. „Leider zieht sich das Thema mit der Landstraße zwischen den Orten Medelby und Osterby seit mehreren Jahren hin. Wir haben auch die überregionale Bedeutung der L1 im nördlichen Teil des Landes Schleswig-Holstein bereits deutlich gemacht“, verdeutlichte Frau Nicolaisen. Ein Meer aus Flicken säumt die obere Fahrbahnschicht, auf dem sich in regelmäßigen Abständen Risse und Löcher bilden. Die Fahrbahnmarkierungen sind nur noch sporadisch zu erkennen und die Straßenränder sind bereits teilweise abgesackt.“Loch an Loch und sie hält doch, das erkennt jeder das diese Straße im schlechten Zustand ist“, verdeutlichte die Bundestagsabgeordnete.

Thomas Jessen, der Bürgermeister aus Osterby fertigte einen vollgefüllten DIN A4 Ordner mit dem gesamte Schriftverkehr an. Mit darunter ein Schriftstück, das den Straßenabschnitt zwischen den Orten Osterby und Medelby seit dem Jahr 2009 in der Zustandsklasse 4,5 bis 5,0 einstuft. Sollte sich der Zustand der Straße weiter verschlechtern und die letzte Note von 5,0 erreicht werden, hat dieses in der Dringlichkeitsreihenfolge Auswirkung.

Es bedeutet laut Aussage vom Ministerium jedoch nicht, dass eine Gefährdung der Verkehrssicherheit vorliegt, schon gar nicht, dass eine Straße gesperrt werden müsste. Wenn es nach Verkehrsminister Bernd Buchholz Sanierungsoffensive, vorgestellt im Oktober 2018, geht, soll alles bis ins Jahr 2030 wieder ausgebessert werden. Bis einschließlich 2022 sollen 900 Kilometer Landstraße wieder flottgemacht werden. Der Abschnitt der L1 zwischen den Orten Medelby und Osterby ist jedoch nicht dabei. Dieser erhielt dabei trotz der ganzen Bemühungen eine Priorisierung, die erst nach 2022 in Betracht gezogen wird.

Willfried Bossen, Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Selbständigen und Veranstalter des Demonstrationszuges, fordert zum Handeln auf. „Die Straße muss saniert werden! Die Wirtschaft leidet unter dem schlechten Straßenzustand“, so der Vorsitzende der Interessengemeinschaft. Volker Koschate vom Camping Mitte gibt ihm Recht. „Die Gäste werden mit ihrem Navigationsgerät über die L1 nach Medelby geführt“, erklärt der Platzwart. Beschwerden über kaputtes Geschirr im Wohnmobil oder einfach nur der Frust über den Zustand der Straße sind ihm nicht fremd.

Christian Dirschauer, Landtagsabgeordneter, nahm beim Autokorso ebenso teil. „Wir, der SSW, setzen uns für die Sanierung dieses Teilstückes ein. Wir haben eine kleine Anfrage gestellt und diese gilt es nun auszuwerten“, so der Landtagsabgeordnete. Damit machte er insbesondere den Bürgern vor Ort Hoffnung, dass das Thema wieder Fahrt aufnimmt.

Der Autokorso verursachte jedoch einige Minuten Verspätung bei den unbeteiligte Fahrern die diese Strecke als Ausweichroute zur gesperrten B199 wählten. Viele von ihnen zeigten sich verständnisvoll. „Die Straßenschäden sind wirklich beträchtlich, wir können die Bürger hier verstehen“, so die Familie Lippert, die aus Niebüll in Richtung Flensburg unterwegs war.